Trend Simplify – „Neue Einfachheit“ im Leben trotz Krankheit

Wir leben in einer komplexen Überflussgesellschaft. Im Vergleich zu weiten Teilen der Welt haben wir in allen Lebensbereichen große Freiheiten. In mancherlei Hinsicht zu viele. Ständig müssen wir mehr oder weniger weitreichende Entscheidungen treffen. Dabei verführt uns das Überangebot dazu, uns selbst mit immer mehr Dingen und Aufgaben zu belasten, statt unser Leben zu bereichern. Von dutzenden Joghurtsorten im Supermarktregal über hunderte Fernsehsender bis hin zu beinahe unbegrenzten Möglichkeiten der Lebensgestaltung – Immer und überall sollen wir abwägen und auswählen.

Wie das Leben trotz Krankheit vereinfachen?

Das Stichwort heißt „Vereinfachung“: Unwichtiges aufgeben und Wichtiges zu schätzen lernen. Brauchen wir die 25 Plastikdosen im Küchenschrank wirklich? Die verzogenen Ski-Bretter im Keller oder „die guten Sommersachen“, von denen uns seit Jahren nur 15 Kilo trennen? Doch nicht nur der Abschied von materiellen Dingen bringt Ordnung und Klarheit in das Leben. Auch auf zwischenmenschliche Beziehungen und die eigene Selbstorganisation lohnt sich ein kritischer Blick.

Die Idee ist, den Fokus auf das zu richten, was das eigene Leben wirklich bereichert:

  • Dinge, die wir wirklich brauchen
  • Menschen, die uns gut tun
  • Tätigkeiten, die uns Spaß machen

Alles andere sollte auf ein Minimum reduziert werden, erst dann ist der Kopf frei für ein glückliches Leben. Der Münchener Journalist und Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher veröffentlichte zum Thema Lebensvereinfachung bereits dutzende Bücher. Diese wurden in über 40 Sprachen übersetzt und weltweit über 3 Millionen Mal verkauft. Das bekannteste Buch ist das mit Lothar J. Seiwert herausgegebene „Simplify your life“ (Vereinfache dein Leben) und richtet sich gegen den „Überdruss am Überfluss“.

Einmal alles auf den Prüfstand stellen

Gerade nach der Diagnose einer Krankheit ist es wichtig, das Leben zu vereinfachen. Sie kann ein Anlass sein, alles auf den Prüfstand zu stellen und sich von unnötig Belastendem zu trennen. Als Leitidee kann „Simplify“ den Umgang mit chronischen Krankheiten erleichtern. Drei der Simplify-Ideen sind: das Leben ent-rümpeln, zu ent-schleunigen und zu ent-spannen, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Ein erster Schritt ist die Reflektion darüber, inwiefern man die Krankheit das eigene Leben bestimmen lassen will. Natürlich ist dies nur Theorie, kann aber als Selbstvergewisserung hilfreich sein. Nachdem der „Diagnoseschock verdaut wurde“, schließen sich Überlegungen an, mit welchen Einschränkungen (Mobilität, Zeit, Ernährung …) gerechnet werden muss und welche Hilfsmittel (Flexible Arbeitszeiten, Beratungsangebote …) zur Verfügung stehen. Anschließend kann man für sich festlegen, wer im eigenen Umfeld welche Informationen erhält: Familie und Freunde werden im doppelten Sinne auf andere Weise „mitbetroffen“ sein, als der Chef oder die Kollegen.

Austausch erleichtert das Leben mit chronischer Krankheit

Nach einer Diagnose brauchen Betroffene in erster Linie eine gute medizinische Betreuung. Was diese jedoch nicht umfasst, ist der alltägliche persönliche Umgang mit der Krankheit und deren Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Hier kann der Kontakt zu Gleichgesinnten Orientierung und Halt bieten, da nur diese verstehen können, was eine Nierenerkrankung bedeutet. Nach der Diagnose treten bei jedem Erkrankten dieselben Fragen und Unsicherheiten auf, die vor allem durch einen Austausch mit Betroffenen gut aufgeklärt werden können. Viele Themen werden auch erst durch Erfahrungsberichte anderer begreifbar, wie die Auswirkungen einer Nierenkrankheit auf das Berufsleben, der Alltag mit der Dialyse oder das Warten auf ein Spenderorgan. Nicht zuletzt für das Selbstbild der Erkrankten ist es hilfreich, im Umgang mit anderen Betroffenen zu erleben, dass dank zahlreicher Hilfen ein weitgehend normales Leben möglich ist – wenn gewisse Einschränkungen akzeptiert werden. Darüber hinaus ist es nur im persönlichen Austausch möglich, tatsächliche „Praxis-Tipps“ zu erhalten, die sich im Alltag Vieler bewährt haben. Ein gutes Gespräch kann für den Einzelnen viel bedeuten – der Verein bietet dafür einen einmaligen Rahmen.


Die Interessengemeinschaft Niere – Region Kiel e.V. möchte Nierenkranken und Ihren Angehörigen Orientierung und Unterstützung bieten. Es lässt sich nicht verhindern, dass eine Nierenerkrankung das Leben verändert. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann aber ein großes Stück dazu beitragen, sich nicht davon bestimmen zu lassen.

 

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